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Daniel Knop

Filmscannerobjektive für Focus Stacking Teil 3 – Nikon Scanner Nikkor ED 100 (14-Linser)

Aktualisiert: 28. Apr.

Hochwertige Filmscannerobjektive besitzen ideale Eigenschaften für detailreiche Aufnahmen mit Focus Stacking. Hier wird das letzte von drei Objektiven vorgestellt.


Eine rotweiße Akelei-Blüte steht neben dem Objektiv Scanner Nikkor ED 100
Filmscannerobjektive sind ideal, um die Blüte einer Blume, den Körper eines Insekts oder andere filigrane Objekte vollständig und sehr hoch aufgelöst abzubilden

Fotografie mit Focus Stacking fasziniert auf zweierlei Weise: einerseits mit dem, was durch die Objektive zu sehen ist, und andererseits durch die Objektive selbst. Mir zumindest geht es so. Diese Begeisterung für Objektive könnte einer der Gründe dafür sein, dass es reizvoll ist, Filmscannerobjektive für diese Art der Nahaufnahmen zu entdecken, denn hier verlässt man ausgetretene Pfade.


Eines vorab: Ich will niemanden dazu ermutigen, einen funktionalen Filmscanner zu zerlegen, um das Objektiv zu nutzen. Im Gegenteil! Mir geht es darum, dem Herzstück einer Filmscanner-Leiche neues Leben einzuhauchen, denn in manchem davon – und dieser hier ist dafür ein Paradebeispiel –  steckt eine regelrechte Super-Optik, mit höchster Fachkompetenz gerechnet, apochromatisch korrigiert, optimiert bis in den Grenzbereich physikalischer Gesetzmäßigkeiten und jedem herkömmlichen Kameraobjektiv in vielerlei Hinsicht überlegen. Solche Superobjektive landen mancherorts im Elektronikschrott! Und das haben sie schlichtweg nicht verdient!


Und, ganz nebenbei: Die Schwierigkeit, solche Objektivzylinder ohne Gewinde oder Bajonett an die Kamera zu adaptieren und ihre optimalen Einsatzbedingungen auszutesten – sind das nicht genau die Herausforderungen, die viele von uns suchen? Statt einfach ins Händlerregal zu greifen, müssen wir uns hier mit der optischen Wirkung ihrer Linsen auseinandersetzen und anfangen, sie zu verstehen – und genau das könnte für manchen von uns ein Höhepunkt in diesem Hobby sein. Aber nun zur Sache …


Drei schwarze Objektive unterschiedlicher Größe stehen nebeneinander auf weißem Grund
Drei legendäre Objektive aus Filmscannern: links „Minolta Dimage Scan Elite 5400“, in der Mitte „Scanner Nikkor ED 7 Element Lens“ und rechts das große „Scanner Nikkor ED 100“ mit 14 Linsen – der Goldstandard für 1:1-Aufnahmen mit Focus Stacking

Nach den beiden absolut legendären Filmscannerobjektive „Minolta Dimage Scan Elite 5400“ und „Scanner Nikkor ED 7 Element Lens“ soll hier ein weiteres Objektiv vorgestellt werden, das ich als die absolute Königsklasse sehe: das Scanner Nikkor ED 100. Um jede einzelne dieser Optiken, die mit einem verschrotteten Filmscanner im Müll landet, wäre es unendlich schade. Ich habe es selbst mit dem ebenfalls legendären Makroobjektiv Leica Apo-Elmarit R 2,8/100 verglichen, dem Meisterwerk von Wolfgang Vollrath, das noch heute, mehr als dreieinhalb Jahrzehnte nach seiner Markteinführung 1987, zu den weltbesten Makroobjektiven gezählt wird. Das Ergebnis: Es ist ihm sowohl an Abbildungsschärfe als auch in der Farbwiedergabe deutlich überlegen – eigentlich unvorstellbar, wenn man Leicas Apo-Elmarit kennt.


Ein Objektiv mit guten Genen

Allerdings hat das Scanner Nikkor ED 100 auch ausgesprochen gute Gene: Es wurde entwickelt auf der Basis des ebenfalls legendären Printing Nikkor 95 mm, das Nikon um 1970 für extrem hochwertige Reproduktionszwecke entwickelte, z. B. in der Druckindustrie, aber auch zum Kopieren von Kinofilmen. Keinen Aufwand hatte man gescheut, das beste zu entwickeln, was physikalisch möglich und produktionstechnisch machbar war, ohne Rücksicht auf Kosten, weil der Einsatzzweck jedes Mittel heiligte, auch finanziell. Und knapp drei Jahrzehnte später besann sich Nikon auf diese Optiklegende und beschloss, auf Basis seiner Linsenberechnungen zwei Filmscannerobjektive zu entwickeln. Das kleinere wurde in Teil 2 dieser Reihe vorgestellt, und um das größere soll es hier gehen.


Ein Mittelformat-Diascanner von Nikon steht auf weißem Grund
Nikon Super CoolScan 8000 – das Zuhause des Objektivs

Das Zuhause dieser märchenhaften Optik ist der Nikon-Filmscanner Super Cool Scan 8000, der neben Kleinbildfilmen vor allem für das Scannen von Mittelformatfilmen konzipiert wurde. Kurze Zeit später ersetzte Nikon diesen Scanner durch das Modell Super Cool Scan 9000, das rund 1000 $ weniger kostete, aber in fast jeder Hinsicht vergleichbar war. Nikon hatte viel dafür getan, die Kostenstruktur zu optimieren und dazu auch am Objektiv Änderungen durchgeführt, zumal die EU giftige Inhaltsstoffe mancher Linsen moniert hatte, so dass man diese durch ungiftige Materialien ersetzen musste. Doch die Abbildungsqualität der Objektive im 8000er- und 9000er-Modell ist praktisch identisch.


Aufwändige Objektiventwicklung

Mancherorts wurde vermutet, dass Nikon für dieses Scannerobjektiv die Linsen einer jüngeren Version des Printing Nikkor, nämlich des P. N. 105 mm f/2,8 A, einfach übernommen habe. Das ist jedoch unzutreffend, wie Enrico Savazzi (s. u.) schreibt, und es machte auch wenig Sinn, weil die Aufgabenstellungen eines hochwertigen Filmscanners sehr speziell sind.


Nicht nur, dass der Filmscanner durch eine dünne Glasscheibe hindurch scannt, die den Scannersensor schützt, wofür das Printing Nikkor natürlich nicht optimiert war. Allein schon die Staub- und Kratzerentfernung beim Scanvorgang in einem solchen Filmscanner erfordert eine Anpassung der Linsen. Hierzu führt man einen separaten Scanvorgang mit Infrarotlicht durch. Diese Strahlung geht durch den Film ungehindert hindurch, doch Kratzer und Staubpartikel, die auf dem Filmmaterial liegen, blockieren diese extrem langwellige Strahlung, was ermöglichst, sie zu identifizieren und ihr Abbild zu eliminieren. Marco Cavina (s. u.) weist darauf hin, dass NIR-Strahlung (near infra red, Nah-Infrarotstrahlung) von 850 Nanometern für die Stauberkennung eingesetzt wird. Folglich müssen bestimmte Linsen dieses Scannerobjektivs bis in diese sehr langwelligen Bereiche auskorrigiert sein.


Das Printing Nikkor 100 hingegen wurde neben Reprozwecken zum Kopieren von Kinofilmen eingesetzt, bei dem man die Staubentfernung in dieser Form nicht durchführte. Die Linsen einer Printing-Nikkor-Version einfach unverändert für ein Filmscannerobjektiv zu übernehmen, machte also wenig Sinn. Tatsächlich steckt in diesem Objektiv intensive Entwicklungsarbeit, die auch zu drei legendären Prototypen geführt hat, über die Marco Cavina detailliert berichtet.


Eine grafische Darstellung zeigt die Linsen des Scanner Nikkor ED 100 im Schnitt
Linsen-Übersichtbild Scanner Nikkor ED 100 (Quelle: Nikon Firmenprospekt)

Vom ursprünglichen Printing Nikkor 100 übernommen wurde für das Scanner Nikkor 100 hingegen die absolut überragende Korrektion der Linsen. Es handelt sich um einen Ultrabreitband-Apochromaten, bei dessen Linsen Astigmatismus, sphärische Aberrationen, Bilddeformationen sowie laterale chromatische Aberrationen über den gesamten Bildkreis perfekt auskorrigiert wurden, und zwar nicht nur im Bereich des sichtbaren Lichts (400 – 780 Nanometer), sondern bis 850 Nanometer, also in den Nah-Infrarotbereich.


Das Entdecken dieses fantastischen Filmscannerobjektivs für die Focus-Stacking-Fotografie ist das alleinige Verdienst des unlängst leider viel zu jung verstorbenen Fotografen Robert OToole, der ihm auf seiner Webseite (s. u.) bescheinigte, die „die Grenze zwischen dem, was mit einem erschwinglichen Desktop-Scanner und einem professionellen Trommelscanner erreicht werden konnte, verwischt“ zu haben, und: „Als der Nikon 8000 ED-Scanner 2001 angekündigt wurde, gab es auf dem Markt buchstäblich kein vergleichbares Objektiv“.


Seit dem Jahr 2017, in dem er über dieses Objektiv berichtete, ist der Preis allerdings ins Unermessliche gestiegen, nicht zuletzt, weil es nur sehr selten einmal angeboten wird. Seit die Hersteller Produktion und Vertrieb der Geräte und inzwischen auch die Ersatzteilversorgung eingestellt haben, ist der Wert funktionierender Filmscanner rapide in die Höhe geschnellt, und im Mittelformat ist die Situation noch dramatischer. Selbst wenn man über Online-Auktionshäuser global sucht, geschieht es außerordentlich selten, dass irgendwo auf der Welt einmal ein Nikon Super CoolScan 8000 oder 9000 ausrangiert und filetiert wird, und unzählige Interessierte in aller Herren Länder haben die Suche in ihren Onlineprofilen fest abgespeichert und warten nur darauf.


Das Objektiv Scanner Nikkor ED 100 steht senkrecht auf weißem Grund, am schwarzen Gehäuse sieht man zahlreiche Kratzmarken
Das Scanner Nikkor ED 100 weist zahlreiche Kratzmarken auf, die bei der Montage als Justiermarken wichtig waren. Oben sieht man den weißen Farbtupfer, der im Scanner auf den Sensor gerichtet war.

Gehäuse und Abbildungsmaßstab

Das Scanner Nikkor 100 besitzt 14 Linsen, die in sechs Gruppen angeordnet sind. Ein Blick auf die beiden Hauptgruppen, die nahezu identisch und spiegelbildlich angeordnet scheinen, lässt vermuten, dass man dieses Objektiv in beiden Richtungen verwenden kann. Tatsächlich trifft das zu, doch mit etwas unterschiedlichem Abbildungsmaßstab, denn in der Originalposition (der weiße Punkt auf dem Gehäuse weist in Sensorrichtung) arbeitet es mit etwa 0,9:1, in umgekehrter Richtung (weißer Punkt auf dem Gehäuse weist vom Sensor weg) mit etwa 1,1:1. Robert O’Toole gibt für die Sensorposition 0,87–0,89 an, für die Gegenrichtung 1,12–1,15.


Ermitteln des Abbildungsmaßstabs

Sensor Kleinbild-Vollformat, Bildbreite 36 mm; modifizieren Sie den Auszug (Distanz zwischen Sensor und Lichtaustrittslinse des Objektivs) so, dass Sie auf einem fokussierten Lineal mit Millimetereinteilung eine bestimmte Anzahl an Millimetern erkennen können.


Man sieht ein fokussiertes Lineal, auf dem 36 Millimeter erkennbar sind
Im Bild zu sehen sind 36 mm = 1:1

Man sieht ein fokussiertes Lineal, auf dem 32,4 Millimeter erkennbar sind
Im Bild zu sehen sind 32,4 mm = 1,1:1

Man sieht ein fokussiertes Lineal, auf dem 39,6 Millimeter erkennbar sind
Im Bild zu sehen sind 39,6 mm = 0,9:1

Um also die optimale Auszugslänge zu ermitteln, müssen Sie eine Millimeterskala fokussieren und die Anzahl der Millimeter im Bild sehen können, die der Breite Ihres Sensors entspricht, im Vollformat also 36 mm. Dann arbeiten Sie mit 1:1 und können je nach Einsatzrichtung des Objektivs entsprechend nach oben oder unten variieren. Unproblematisch ist jedoch die Arbeit mit 1:1. Strecken Sie die Auszugslänge so weit, dass Sie 2:1 erreichen, werden Sie in Bezug auf die Abbildungsschärfe vermutlich Kompromisse eingehen müssen.


Das Gehäuse besteht aus mehreren zylindrischen Elementen, von denen das mittlere den größten Durchmesser hat. Die beiden schlankeren Enden sind unterschiedlich lang, und das längere trägt die weiße Punktmarkierung, weist also im Scanner zum Sensor hin. Beim genauen Blick auf die Breite und Anzahl der ringförmigen Gehäuseelemente lässt sich auch leicht der Unterschied zwischen der 8000er- und der 9000er-Version erkennen.


Der Zylinderdurchmesser vorn, hinten und in der Mitte ist bei beiden jedoch identisch und liegt bei 48,5 mm (allerdings nicht elektronisch gemessen). Ich habe diese Optik in einer Fassung mit 50 mm Innendurchmesser stecken (siehe weiter unten), was eine Umfangserweiterung durch eine dünne Pappstreifenlage erfordert.


Wundern Sie sich nicht über die zahlreichen Kratzer am Gehäuse; das sind Markierungen, die einen Eindruck von den aufwändigen Kalibrierungs- und Prüfvorgängen während der Objektivmontage vermitteln.


Vollformateignung

Dieses Objektiv wurde für Mittelformatfilme ausgelegt, deren Scanbreite bei 63,5 mm liegt. Die Länge der aktiven Sensorfläche (Filmscanner-Sensoren sind nicht rechteckig mit flächig angeordneten Pixeln wie in einer Digitalkamera, sondern stabförmig und bewegen sich von einer Seite zur anderen über den Film) liegt bei 57,5 mm. Das bedeutet, dass das Abbild während des Scanvorgangs im Objektiv leicht verkleinert wird, eben rund 0,9:1. Folglich ist das Objektiv auf Abbildungsmaßstäbe um 1:1 herum optimiert und besitzt hier seine beste Abbildungsleistung. Der Bildkreisdurchmesser von 57,5 mm geht weit über die KB-Vollformat-Diagonale von 43,5 mm hinaus, so dass dieses Objektiv uneingeschränkt für das Vollformat geeignet ist.


Man sieht einen stabförmigen CCD-Sensor in seinem Gehäuse, abgedeckt von einer dünnen Glasplatte
Der hinter einer dünnen Glasscheibe arbeitende Sensor dieses Scanners ist stabförmig und auf einer Länge von 57,5 mm aktiv (roter Balken)

Eine Grafik stellt den Bildkreis des Objektivs dar, und eingezeichnet sind die Größen unterschiedlicher Kamerasensoren
Der Bildkreis dieses Objektivs ist so gewaltig groß, dass er die Diagonale eines Vollformatsensors weit übersteigt. Hätte diese Optik im Randbereich irgendwelche Abbildungsfehler, wären diese im Foto nicht sichtbar. Allerdings ist es absolut frei von Abbildungsfehlern jeglicher Art…

Bildqualität

Die Abbildungsqualität dieses Objektivs ist fantastisch und gleicht der des kleinen Bruders dieses Objektivs, dem Scanner Nikkor ED 7. Lediglich die Korrektion von Abbildungsfehlern dürfte beim ED 14 im Randbereich noch etwas besser sein, aber das wäre vermutlich nur messbar, kaum sichtbar und würde sich hauptsächlich in den äußeren Bereichen des Bildkreises abspielen, die beim Vollformatsensor ohnehin nicht mehr abgebildet werden. Das Bild ist vom Zentrum bis in die Ecken scharf, frei von Verzeichnungen, und Farbränder (chromatische Aberrationen) sind nicht vorhanden. Die Farbwiedergabe ist atemberaubend. Und der Arbeitsabstand ist für Focus-Stacking-Arbeiten geradezu königlich, denn er liegt bei 1:1 immerhin oberhalb von 13 cm!


Der wesentliche Vorteil gegenüber dem Scanner Nikkor ED 7 liegt darin, dass im Vollformat auch Abbildungsmaßstäbe von 1:1 und etwas darunter mit optimaler Abbildungsqualität möglich sind, weil dieses Objektiv ja genau darauf optimiert wurde, während das kleinere ED 7 ja auf einen Maßstab von 1,33:1 optimiert wurde, im Vollformat seine Bestleistung eher bei 2:1 hat und bei 1:1 leicht abgedunkelte Ecken produziert. Wer also stets im „sweet spot“ der Objektive arbeiten möchte, verwendet das ED 14 für 1:1 und das ED 7 für 2:1. Allerdings deckt auch das ED 14 einen Maßstab von 2:1 noch ohne erkennbaren Qualitätsverlust ab. Erst bei 3:1 muss damit gerechnet werden, dass die Ecken etwas weich werden.


Flügelaufnahme eines Schmetterlings Chrysiridia rhipheus mit dem Objektiv Scanner Nikkor ED 14, der folgende Bildausschnitt ist mit einem roten Rechteckrahmen angedeutet
Flügelschuppenaufnahme des Schmetterlings Chrysiridia rhipheus (1:1, Bilddatei unbearbeitet), der rote Rahmen zeigt den folgenden Bildausschnitt

Kleiner Ausschnitt einer Flügelaufnahme eines Schmetterlings Chrysiridia rhipheus des Objektivs Scanner Nikkor ED 14
Dieser winzige Bildausschnitt zeigt die Abbildungsqualität des Nikon ED 14

Objektivausbau

Der Ausbau des Objektivs aus dem Scanner ist deutlich schwieriger als beim Minolta Dimage Scan Elite 5400, aber doch erheblich einfacher als im Nikon Super CoolScan 5000 und seinen nahen Verwandten.


Ein Akkuschrauber entfernt die Schrauben an der Hinterseite des Gehäuses
Zunächst entfernen Sie an der Rückseite elf Kreuzschlitzschrauben.

Das Gehäuse wird nach hinten abgezogen
Anschließend ziehen Sie das Gehäuse nach hinten und oben ab.

An der rechten Seite des gehäuselosen Scanners sind die inneren Bauteile zu sehen
Beim Blick auf die rechte Scannerseite erkennen Sie einen großen, mattschwarzen Komplex aus Kunststoff – das ist das Bauteil, das Sie ausbauen müssen, um von unten an das Objektiv zu kommen.

An der linken Seite des gehäuselosen Scanners sind innere Bauteile zu sehen, ein Akkuschrauber entfernt eine Schraube
Beginnen Sie am besten mit dem Abschrauben der Frontplatte (vier Kreuzschlitzschrauben, zwei links und zwei rechts).

Die Frontplatte wurde abgenommen
Dann ziehen Sie den Kabelstecker von der Platine ab, die sich links hinter einem Metallblech befindet. Dann sehen Sie ein weiteres Verbindungskabel zwischen dieser Platine und einer weiteren auf einer Metallbrücke über dem bewussten Bauteil. Ziehen Sie dieses Kabel an einem Ende ab, doch die Metallbrücke bleibt auf dem schwarzen Bauteil, dem Herz des Scanners.

Die Bodenplatte wird abgeschraubt
Als nächstes können Sie vier Kreuzschlitzschrauben im unteren Bereich entfernen, die eine Verbindung zur Bodenplatte des Gehäuses herstellen.

Der Verbindungsstab vom Einschalter an der Frontseite zur Schaltelektronik weit hinten im Scanner wird abgezogen
Nun ziehen Sie den Verbindungsstab des Einschaltknopfes am hinteren Ende aus der Verankerung am Schalter auf deiner Platine. Vorsicht, das Plastikteil zerbricht dabei leicht.

Zwei Kabel-Flachstecker werden abgezogen
Spätestens jetzt ziehen Sie zwei Flachstecker von der Platine ab.

Drei Kabel-Flachstecker werden abgezogen
Tief unten in Bodennähe finden Sie drei weitere Flachstecker, die abgezogen werden müssen.

Ein großes, schwarzes Scannerbauteil wurde herausgehoben und liegt neben dem ausgeweideten Scannergehäuse
Nun können Sie den gesamten schwarzen Kunststoffkomplex herausheben, um ihn umzudrehen.

Das herausgehobene Scannerbauteil liegt auf der Seite, so dass seine Unterseite sichtbar ist, man erkennt schemenhaft das Objektiv
Hier befindet sich das Scannerobjektiv, fest verankert in einer schalenförmigen Vertiefung. Hier im Bild ist temperaturbedingt Kondensationsfeuchtigkeit auf dem Objektiv zu sehen – wischen Sie dies auf den Linsen niemals ab; die Tröpfchen verdunsten rückstandsfrei.

Ein Haltebügel aus Aluminium wird abgeschraubt
Nun können Sie den Bügel abschrauben, so dass das Objektiv frei liegt.

Eine schwarze Abdeckplatte wird mit vier Schrauben entfernt
Um das Objektiv zu entnehmen, müssen Sie nur noch die vier Schrauben der Abdeckplatte entfernen. (Besser wäre es, die Abdeckplatte zuerst zu entfernen, solange der Haltebügel noch in Position ist; ich bin in diesem Fall andersherum verfahren).

Das Objektiv wird mit zwei Händen vorsichtig entnommen
Dann greifen Sie vorsichtig mit beiden Händen unter das Objektiv, ohne aber eine der Linsen zu berühren, und ziehen das fest klemmende Objektiv vorsichtig aus dem Scanner.

Die Asymmetrie des Objektivgehäuses hilft bei der Positionsbestimmung: Sie sehen, dass das länger erscheinende Gehäuseteil zum Spiegel weist, von dem das Lichtsignal kommt, während das kürzer erscheinende, das auch einen weißen Markierungspunkt trägt (hier kameraabgewendet), in Richtung Sensor weist.


Befestigung an der Kamera

Zur Befestigung an der Kamera bestehen mehrere Möglichkeiten.


Rafael Pankratau (RAF Camera, rafcamera.com/) bietet einen speziell für dieses Objektiv gefertigten Adapter mit M42-Gewinde (männlich) an. Damit können Sie direkt über passende Anschlussstücke auf Ihre Kamera gehen.


Schwarzer Objektivadapter mit weißer Herstelleraufschrift RAF Camera
RAF-Objektivadapter mit M42-Gewinde

Alternative ist eine von Robert OToole empfohlene Gewindehülse mit 50 mm Innendurchmesser und 52-mm-Außengewinde. Sie ist z. B. von der Firma Thorlabs erhältlich und passt hervorragend über das Objektiv. Vergleichbare Hülsen können von Drehbank-Spezialisten wie Rainer Ernst (www.stonemaster-onlineshop.de) auch durchaus individuell hergestellt werden.


Drei schwarze runde Grundplatten liegen auf weißem Untergrund und tragen unterschiedliche Objektive, daneben steht ein Balgengerät
Mit den passenden Grundplatten lassen sich unterschiedliche Objektive am Balgengerät Balpro 1 anbringen

Ich habe mich für den RAF-Adapter entschieden, weil ich mit einer speziellen Irisblende, die von M42 auf M39 adaptiert, auf eine entsprechende Grundplatte des Novoflex-Balgengeräts Balpro 1 gehen kann. Diese Halteplatte kann ich sehr einfach mit zwei Halteschrauben abnehmen und mit anderen tauschen, die z. B. Mitutoyo- oder HLB-Objektive tragen, oder das Minolta 5400.


Blende

Im Gegensatz zu allen Versionen des Printing Nikkor besitzt das Scanner Nikkor 100 keine Blende. Die Abbildungsschärfe dieses Objektivs kann aber durchaus noch leicht gesteigert werden, wenn eine Blende vorhanden und passend eingestellt ist. Solche variablen Lamellenblenden sind mit M42-Gewinde erhältlich, an einem Ende weiblich, am anderen männlich, und der Adapter von RAF Camera passt hervorragend an eine solche Blende, die z. B. erhältlich ist über die Webseite von Rainer Ernst (www.stonemaster-onlineshop.de).


Eine schwarze Irisblende liegt auf weißem Grund
Justierbare Irisblenden werden mit M42 oder anderen Gewinden angeboten

Das Objektiv Scanner Nikkor ED 100 liegt auf weißem Grund, daneben der RAF-Adapter, daneben die Irisblende, an der zwei neongrüne Pfeilaufkleber eine bestimmte Einstellung markieren
Mit einer justierbaren Irisblende lässt sich die Abbildungsschärfe nochmals etwas steigern. Allerdings muss die optimale Blendeneinstellung außen am Gehäuse markiert werden

Allerdings sollten Sie aufpassen, dass Sie keine Beugungsunschärfen produzieren. Bauseits hat das Objektiv eine numerische Apertur von f/2,8. Robert OToole (pers. Komm.) empfahl mir, eine variable Blende dahinter zu setzen und eine f/3,5 einzustellen, um Abbildungsschärfe und Kontrast noch etwas zu steigern. Die Blendenöffnung in Millimetern entspricht dem Verhältnis von Brennweite zur Blendenzahl, hier also:


Brennweite in mm : Blendenwert als Zahl = Blendenöffnung in mm

100 : f/2,8 = 35,71 (numerische Apertur ohne variable Blende)

100 : f/3,5 = 28,57 (hinzugefügte variable Blende auf f/3,5 bzw. 28 mm eingestellt)


Eine runde Grundplatte liegt auf weißem Untergrund, verschraubt mit einer Irisblende, an der sich der RAF-Adapter befindet, der das Objektiv Scanner Nikkor ED 100 trägt
Das Scanner Nikkor ED 100 in einer gebrauchsfertigen Konstellation mit Irisblende

Das Objektiv Scanner Nikkor ED 100 befindet sich Adapter und Blende an einem Balgengerät
Mit einem Balgengerät lässt sich der Abbildungsmaßstab dieses Objektivs hervorragend variieren, und auch das Wenden der Optik mit  Hilfe dreier Inbusschrauben ist sehr einfach

Meiner Erfahrung nach kann die Blendenöffnung durchaus noch etwas kleiner sein, doch das sollten Sie in einer eigenen Versuchsreihe mit Vergleichsbildern eines passenden Motivs selbst erarbeiten, weil die Bewertung und Interpretation des Schärfeeindrucks im absoluten Grenzbereich recht individuell ist, ebenso wie die Toleranz für Beugungsunschärfen.


Seitenlichtblende

Robert O’Toole wies mich noch auf die extreme Seitenlichtempfindlichkeit dieses Objektivs hin und empfahl mir, eine entsprechende Schutzblende zum Aufstecken anzufertigen, um Falschlicht durch Reflexionen zu vermeiden und den Farbkontrast noch etwas zu steigern. Das geschieht am einfachsten mit einem Stück Pappe, das innen mit einer Schicht schwarzem Filz beklebt ist.


Das Objektiv Scanner Nikkor ED 100 befindet sich Adapter und Blende an einem Balgengerät, vorn auf dem Objektiv steckt eine Seitenlichtblende aus schwarzer Pappe
Eine Seitenlichtblende kann Falschlichteinfluss verhindern und den Farbkontrast noch ein Quäntchen steigern


Quellen:

Robert O’Toole


Enrico Savazzi


Marco Cavina

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