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Objektivporträts und Vergleichstests

So wird getestet

Bei den hier erstellten Objektivporträts handelt es sich um Bewertungen aus der praktischen Anwendung heraus, nicht um Labortests. Sie sollen nicht Messwerte bieten, sondern Mikrofotografen ermöglichen, einen Überblick über eine Auswahl verbreiteter und verfügbarer Spezialobjektive zu bekommen, die im Fotofachhandel nicht angeboten werden, so dass man selbst sie nicht ohne weiteres testen und vergleichen kann. Dadurch soll die Entscheidung für bestimmte Optiken erleichtert werden, um Fehlkäufe zu vermeiden. 

 

Ich stehe in keiner Beziehung zu Herstellern von Mikroskopen, Fotoequipment, Objektiven oder anderen Produkten und erhalte keinerlei Honorare oder andere Vergünstigungen. Bei den auf meiner Webseite unter www.knop.de bzw. www.danielknop.eu vorgestellten Produkten handelt es sich entweder um mein Eigentum oder um kostenfreie Leihgaben, die von Privatpersonen oder Firmen ergebnisoffen zur Verfügung gestellt wurden.

Tubuslinsen

Die Objektivhersteller schreiben für viele der hier vorgestellten Unendlich-Objektive eine Tubuslinsenbrennweite von 200 mm vor. Eine scharfe Abbildung mit Nominalvergrößerung – dem Wert, der auf dem Objektivkorpus angegeben ist – setzt voraus, dass der Kameraauszug (Distanz zwischen Film- und Objektivebene, hier also der Abstand zwischen Kamerasensor und Lichtaustritt aus der Tubuslinse) 200 Millimeter beträgt.

 

Stattdessen wird in Tests mit vielen vor allem metallurgischen Unendlich-Objektiven eine Tubuslinse Raynox DCR 150 eingesetzt, die eine Brennweite von 208 Millimetern aufweist. Diese Linse ist nicht nur am Markt leicht verfügbar, sondern in der Mikrofotografie weit verbreitet und liefert zudem qualitativ sehr hochwertige Bildergebnisse. Durch diese Abweichung ist kein Qualitätsverlust zu erwarten, sondern lediglich ein geringfügig höherer Abbildungsmaßstab als der Nominalwert, weil passend zur längeren Brennweite auch der Kameraauszug entsprechend auf 208 mm vergrößert wurde.

Im Anschlussversuch wird hier bei solchen Unendlich-Objektiven oft eine Raynox DCR 250 mit 125 mm Brennweite montiert, um die Objektivleistung bei geringerem Abbildungsmaßstab zu testen, mit reduziertem Kameraauszug von 125 mm. Einige Objektive tolerieren das, so dass sich hochwertige Bilder mit schwächerer Vergrößerung erzeugen lassen. Andere Optiken hingegen verlieren dadurch stärker an Abbildungsqualität, und auch das soll im Test ermittelt werden, weil es die Kaufentscheidung durchaus beeinflussen kann.

Beleuchtung & Co.

Objektiv und Tubuslinsen werden vor dem Test auf Sauberkeit und Staubfreiheit geprüft. Beleuchtet wird in der Regel mit zwei Studio-LED-Leuchten Godox SL60W, und Bildinhalt ist stets eine runde Silicon-Wafer-Scheibe aus der Produktion von integrierten Schaltkreisen (Computerchips) mit 76 mm Durchmesser. 

 

Bei mittleren bis großen Abbildungsmaßstäben kommt zusätzlich ein Mikroprozessor aus der Handyproduktion zum Einsatz, mit einer Kantenlänge von 3 mm. Dieser Mikroprozessor bietet filigrane Strukturen mit unterschiedlicher Form, Größe und Oberflächenbeschaffenheit, so dass sich die Objektiveigenschaften noch aussagekräftiger beurteilen lassen. 

 

Zusätzlich sind noch reine Auflösungstests geplant, die allerdings derzeit noch nicht vorliegen und später nachgereicht werden. 

Focus Stacking

Da Mikroskopobjektive theoretisch eine gewisse Bildfeldwölbung aufweisen können, ist denkbar, dass in einem Einzelfoto im Bildzentrum und der Peripherie nicht gleichzeitig die volle Schärfeleistung zu sehen ist. Selbst wenn der Namenszusatz „Plan“ auf eine Bildfeldebnung hinweist, ist das vor einem Test nicht zwangsläufig auszuschließen. Zudem wäre eine fehlerhafte Schärfedarstellung möglich, wenn die Silicon-Wafer-Scheibe nicht hundertprozentig parallel zum Kamerasensor ausgerichtet wäre. Darum werden die Vergleichsbilder nicht als Einzelaufnahmen erstellt, sondern als Bildserie mit verschobener Schärfenebene, anschließend mit Helicon Focus verrechnet. Allerdings wird die Prozedur (Erstellung der Bildserie und das Focus Stacking) zweimal durchgeführt, um auch hier Fehler auszuschließen. 

Keine Bildbearbeitungen

Mit Ausnahme der Erstellung von Bildausschnitten finden keinerlei Bildbearbeitungen statt. Die Kameras (Canon R3 und R5II) exportieren alle Bilddaten im Rohformat CR3, so dass kameraseitig keinerlei Bildoptimierungen durchgeführt werden. Auch das Archivprogramm (Capture One Pro 16,4) wurde so eingestellt, dass es zu keinerlei Nachschärfungen kommt. Dadurch wirken die stark vergrößerten Bildausschnitte möglicherweise relativ unscharf, doch nur so kann sicher gestellt werden, dass die Vergleichsbilder die Leistung des jeweiligen Objektivs möglichst authentisch wiedergeben. Die Beurteilungen werden auf 5K-Monitoren durchgeführt (LG UltraFine).

 

Allerdings muss stets zugrunde gelegt werden, dass es sich hier um Tests von Einzelobjektiven handelt; die Leistung von Objektiven ist innerhalb einer Modellserie nicht unbedingt völlig identisch, z. B. weil die Einzellinsen laminierter Linsenpaare manuell aufeinander angepasst werden und dadurch individuelle Abweichungen entstehen können. Auch zwischen baugleichen Objektiven muss man darum stets mit gewissen Qualitätsschwankungen rechnen.

Daniel Knop, www.knop.de, www.danielknop.eu

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